Die Leistungskurse von Frau Kieburg und Herrn Evertz hatten am 23. März 2017 zur Vernissage in die Stein-Galerie geladen und viele kamen. Das umfassende Themenband “IN MIR-DURCH MICH-HERAUS” ließ ein breitgefächertes Oeuvre erwarten – und die zahlreichen Besucher wurden nicht enttäuscht. Die Schülerinnen und Schüler hatten sich im Sinne der Themengebung mit verschiedenen Stilepochen beschäftigt, derer sie sich nun gekonnt bedienen, indem Sie teils nah, teils fern große Vorbilder zitieren. Herr Evertz bezeichnete in seiner Laudatio diesen Prozess der persönlichen Aneignung und Übersetzung in eigene Werke als “Experiment und Destruktion”. Er und Frau Kieburg führten stilistisch changierend zwischen opulentem Barock und Minimal Art jede Künstlerin und jeden Künstler mit ihren Werken erläuternd ein. Etwas über den Künstler zu wissen, das macht natürlich doppelt neugierig.
So begegnen dem geneigten Besucher beim Wandeln durch die Galerie im 1. Stock unserer Schule da Vincis “Dame mit dem Hermelin” von Helena Steckmeister, ein naiver Löwe, der einem Werk Henri Rousseaus entsprungen sein könnte von Elyeza Yüzüak, Delacroix’ “Die Freiheit führt das Volk” ohne Trikolore, aber mit der Regenbogenflagge und androgynen Wesen, die ihre Überzeugung mit Stolz und Konfetti leben, ebenfalls von Helena Steckmeister, zwei düster gehaltene Werke von Meredith Meißner, bei denen einen das Gefühl beschleicht, sich in einer Anselm-Kiefer-Ausstellung zu befinden, das melancholisch-dynamische van-Gogh Zitat “Caféterrasse am Abend” sowie dessen wirblige “Sternennacht” von Tanja Schauermann, der Times Square mit dickem Pinsel von “Schmidt-Rottluff” Manuel Bock, Spachtelarbeiten von Emmy König im Stile von Gabriele Münter, surreale Tiefseewesen von Laura Köhler, Dierk Oldorffs “Abstraktes Bild”, das an die gekratzten “Abstrakten Bilder” von Gerhard Richter erinnert, Dierks “Jumpman” aus der Nike-Werbung vor einer Himmels-/Höllenglut, Steven Schossnicks un-fertiges Zitat der Pop Art und Edward Schmuhls fotografisch/rechnergestützte Polygon-Portraits im Stile eines Lyonel Feininger. Zergliederte Persönlichkeit/en zeigen die Foto- und Pinselarbeiten von Smilla Kneier, Martin Czopek wandelt auf märchenhaften Spuren, Jonas Machert löst seine Figuren eindrucksvoll vom Hintergrund und Anja Hering scheint bei ihrer Arbeit, auch wenn sie ihn vielleicht gar nicht kennt, der Musik von Tom Waits zu lauschen. Und über allem schweben die gefiederten Flügel von Antonia Kube. Ach ja, fast zu übersehen, ganz klein und filigran: die Mieder-Arbeiten von Miya Gerlich. Sie sind einfach schön!
Kunst beginnt im Auge des Betrachters – meint jedenfalls Herr Evertz. Wohlan denn: Die Ausstellung ist bestimmt noch bis zum 27. April geöffnet. Einfach ins Stein-Hauptgebäude kommen, im 1. Stock befindet sich die Stein-Galerie. Da gibt es noch mehr als das Beschriebene zu sehen – denn bestimmt sehen Sie etwas ganz anderes als der Autor dieser Zeilen. Der begibt sich nämlich jetzt zu seinem Schallplattenspieler und legt das farbechte Tom-Waits-Album “Rain Dogs” von 1985 auf – und träumt … von den Bildern dieser Ausstellung.
Wollen Sie mal reinschauen? Hier geht’s los.
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Hintere Reihe v.l.n.r.: Martin Czopek, Edward Schmuhl, Tanja Schauermann, Smilla Kneier, Emily König, Antonia Kube, Jonas Machert, Laura Köhler, Manuel Bock, Steven Schossnick, Miya Gerlich. Vorn v.l.n.r.: Elyesa Yüzüak, Anja Hering, Helena Steckmeister.
Post scriptum: Der Mann mit der Violine heißt Willi Schwope.
Ansprechpartner: Frau Kieburg & Herr Evertz
Text & Bild: Frank Selig