Unter diesem Motto regte eine Kollegin uns vor einigen Monaten dazu an, beim diesjährigen Berlinale Schulprojekt der Sparte Generation mit unseren Klassen teilzunehmen. Wir, Frau Boron mit der Klasse 9d und Frau Dr. Nicolaus mit der Klasse 10a, taten dies mit Neugier und im Bewusstsein, dass die Filmbildung in den letzten Jahren im Deutschunterricht (und nicht nur dort) zunehmend an Bedeutung gewinnt. Die Klasse 10a besuchte dann am 14. Februar 2019 den Spielfilm Beol-sae (House of Hummingbird)der aus Südkorea stammenden Regisseurin Kim Bo-ra. Der Film – eine autobiographisch geprägte Coming-of-Age-Geschichte – spielt im Jahr 1994 in Seoul und erzählt aus dem Leben der 14-jährigen Eunhee, die in einer dysfunktionalen Familie aufwächst. Sie wird von ihrem Bruder geschlagen, streift mit Freundinnen auf Suche nach Abenteuern durch die Stadt, will sich verlieben und bleibt doch einsam, bis sie in ihrer Chinesisch-Lehrerin eine zugewandte, einfühlsame ältere Freundin findet, die beim Einsturz einer großen Brücke – ein traumatisches Erlebnis für die ganze aufstrebende Nation – ums Leben kommt. Der Film war allein aufgrund seiner Dauer von fast zweieinhalb Stunden in koreanische Sprache mit englischen Untertiteln eine Herausforderung und hatte nach Auffassung der meisten Schüler*innen auch durchaus überflüssige Längen. Andererseits besitzt er eine reiche Symbolsprache, die es im Unterricht zu interpretieren galt, und spricht Themen an, aus denen heraus sich eigenständige Filmprojekte entwickeln ließen. Eine Auswahl wird hier vorgestellt:
I Want You to Be Happy (Selbstakzeptanz)
Link leider (noch) nicht vorhanden. Somebody cares.
Guck mich an! (Häusliche Gewalt – wegsehen?)
Lone (Einsamkeit)
Wie EIN Mensch dein Leben verändert (Änderung der Lebenseinstellung)
Hier geht es zur Seite mit den Projektberichten der Oberschulen.
Beitrag U. Nicolaus
Kino mal anders …
An einem Freitag im Februar strahlte der Himmel über Berlin in sattem Blau. Leider zogen am Himmel der BVG an diesem Tag dunkle Wolken auf, denn ein Streik störte den öffentlichen Personennahverkehr empfindlich. Langsam füllte sich das Foyer des Hauses C mit 31 Schülern der Klasse 9d. Erstaunlich viele hatten es trotz Streiks zur Schule geschafft! Ziel des Ausfluges war das CinemaxX am Potsdamer Platz, das während der Berlinale 2019 Filme des Festivals präsentierte. Dort angekommen, ging es auch schon los. Auf dem Programm stand Guo chun tian oder auch The Crossing, eine chinesische Produktion der Newcomerin Bai Xue mit englischen Untertiteln. Es ist die Geschichte von Peipei und ihrer Freundin Joe, zweier junger Mädchen mit vielen Träumen, die Grenzgänger zwischen der chinesischen Stadt Shenzen und Hongkong sind und damit zwischen zwei Welten pendeln. Beide haben den Traum, nach Japan zu reisen. Da sie Geld dafür brauchen, entscheidet sich Peipei für die riskante Mitarbeit in einem Schmugglerring. Der Film erzählt eine Geschichte über Freundschaft, Liebe, Enttäuschung und den Preis, den man bereit ist, für seine Träume zu zahlen. Ein chinesischer Film? Und dann auch noch mit englischen Untertiteln? – Das kann ja heiter werden, dachte sich sicher mancher Schüler der 9d. Das Berlinale-Erlebnis endete für alle mit der Live-Begegnung mit den Darstellern sowie der Regisseurin und für einige mit dem ultimativen Starfoto danach. In den Wochen danach erfolgte eine vertiefte inhaltliche sowie technische Auseinandersetzung mit dem Film im Deutschunterricht und eine filmpraktische Realisierung in Form von Kurzfilmen. Gewohnt kritisch, aber dennoch gut begründet, beurteilte die 9d den Film als durchschnittlich geeignet für das jüngere Berlinale-Publikum. Geschätzt wurden die starken Bilder aus einem anderen Kulturraum sowie das hohe Identifikationspotential mit der Geschichte, kritisch sahen die Schüler die fehlende Schnelligkeit des Films sowie verschenkte Spannungsmomente. Fazit des Berlinale-Experiments: Es kann sehr lohnenswert sein, sich Unbekanntem zu nähern
Guo chun tian/ The Crossing
Beitrag: K. Boron
30. Mai 2019/ ergänzt am 02. Juni 2019
Stein goes Berlinale
Stein goes Berlinale