Vom 1. bis zum 3. Juni 2016 hatten die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und die Kooperative Berlin zum 1. History SummerCamp auf das verlassene Militärgelände in Wünsdorf-Waldstadt eingeladen. Geschichtsinteressierte Schüler unserer Schule hatten sich dafür beworben und waren ausgewählt worden, gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern der Stadtteilschule Bergedorf (Hamburg) und des Primo-Levi-Gymnasiums in Berlin-Weißensee diesen ehemaligen Ort der Macht zu erkunden, sich mit ihm inhaltlich und ästhetisch auseinanderzusetzen und die Ergebnisse von drei Tagen gemeinsamer Arbeit kreativ-filmisch zu gestalten.
Neben Informationen zur Geschichte des Geländes gab es am ersten Seminartag auch eine Einführung in die Herstellung kurzer Videosequenzen.
Seit der Jahrhundertwende war das Gelände in Wünsdorf als militärischer Truppenübungsplatz und Trainings- sowie Kasernengelände von der deutschen Reichswehr genutzt worden, im Ersten Weltkrieg diente es als Kaiserliche Turnanstalt, von 1939 bis 1945 zog in Wünsdorf die Kommandozentrale der Wehrmacht ein, um von hier aus den Zweiten Weltkrieg zu planen und zu befehligen. Nach dem Zweiten Weltkrieg und bis zu ihrem Abzug aus Deutschland im Jahre 1994 war hier das Oberkommando der Sowjetarmee in der DDR angesiedelt. Beim Gang durch das Gelände zeugt die architektonische Hinterlassenschaft aus den verschiedenen Phasen seiner Nutzung von der wechselvollen Geschichte des vergangenen Jahrhunderts.
Seit dem Abzug der Russen ist das Gelände sich selbst überlassen, die Spuren des Verfalls sind überall sichtbar. Und genau darin besteht der Reiz dieses Ortes: Einerseits vermitteln die Bauten aus den verschiedenen Nutzungsphasen in ihrer räumlichen und architektonischen Großzügigkeit noch heute die einstige Bedeutung Wünsdorfs als Schaltzentrale militärischer Macht, andererseits lassen die unübersehbaren Spuren des Verfalls diese Phase der Geschichte des Ortes als eindeutig der Vergangenheit zugehörig erkennen. Interessant wird dieser Befund, wenn man sich klarmacht, dass die auf den ersten Blick beklagenswerten Spuren des architektonischen Verfalls zugleich die wünschenswerte Abkehr von Staat und Gesellschaft von unserer einst menschenverachtenden militaristischen Vergangenheit dokumentieren.
In diesem Spannungsfeld bewegten sich auch der Schülerworkshop und der von den Schülergruppen unter Anleitung der Kooperative Berlin gestaltete Blog, der als Ergebnis der gemeinsamen Arbeit durch Anklicken des Links (siehe unten) einsehbar ist.
Am zweiten Tag des Workshops entwickelten die Schüler in ihren Gruppen vormittags ein Storyboard für ihren filmischen Beitrag, das am Nachmittag bei den Dreharbeiten umgesetzt werden sollte:
Am Abend stand ein ehemaliger NVA-Grenzsoldat als Zeitzeuge Rede und Antwort:
Am Vormittag des dritten Workshoptages wurden letzte Texte geschrieben und die gedrehten Szenen geschnitten sowie zum fertigen Film zusammengefügt:
Zum Abschluss noch einmal der Link zu den Schülervideos.
Ansprechpartner: Herr Dr. Perlwitz