“Die Geschichte wiederholt sich nicht. Sie bleibt nur gleich.”
Wem es entfallen ist – Werner Schneyder hat dieses Bonmot in die Welt gesetzt. Wir kommen später darauf zurück. Jetzt geht es erst einmal um den Umgang mit einem Zaun (“this wall”). Der Zeitgenosse, wir vermuten ein radelnder Schüler, der sich eines bonmot-würdigen Zitats aus der jüngeren deutschen Geschichte bedient, um auf den Missstand (“this wall”) hinzuweisen, der auf unserem Schulgelände zwischen Haus A und Haus C seit gut zwei Monaten Fahrräder von ihren Anschlussstellen trennt, begibt sich allerdings sprichwörtlich in Sperrgebiet. Der Zaun (“this wall”) schließt niemanden ein, sondern aus – die Fahrräder nämlich, damit, wir ahnen es, ein weiteres Zitat Anwendung finden kann: “Ach, ist das schön … ach, ist der Rasen schön grün!” Wir erinnern – Wilhelm Bendow, für die Jüngeren unter uns: Loriot hat’s in Knollennasenbilder transkribiert. Aber zurück zu Ernst und Zaun. Der Schüler, der sich des Zitats eines Präsidenten, vormals Schauspieler, bedient, argumentiert unseres Erachtens nicht auf Höhe der Zeit (2017). Was fordert der Schüler? – Offensichtlich die Nutzbarmachung der Fahrradständer, die wegen des Zauns (“this wall”) für radelnde Mitmenschen zurzeit unerreichbar sind. Aber das erscheint uns, mit Verlaub und Wilhelm Bendow, auch gut so: Auf diese Weise sprießt das Grün ungestört und kann somit das Auge des Betrachters erfreuen. Also nix Fahrrad anschließen – Grün genießen!
Zurück zu Werner Schneyder, der übrigens wunderbar Boxkämpfe kommentieren konnte: Wenn Geschichte tatsächlich gleich bliebe, dann müssten die Radfahrer noch zwei Jahre und fünf Monate auf die Öffnung des Zauns (“this wall”) zwischen Haus A und Haus C warten – was Radlern unerträglich lang erscheinen muss, Anhängern sprießenden Grüns an Fahrradständern unerträglich kurz. Es handelt sich somit um ein politisches Dilemma, das zwei Jahre und fünf Monate nach der historischen Aufforderung des US-amerkanischen Präsidenten an seinen sowjetischen Kollegen dereinst ganz einfach gelöst wurde, selbstverständlich mittels eines zitierwürdigen Bonmots, in dem es um eine nicht unbedeutende Reiseregelung ging: “Nach meiner Kenntnis ist das sofort … unverzüglich.” Was machten fixe Bürger alsbald? Sie nahmen Günter Schabowski beim Wort, ergriffen Initiative samt Pickel und bearbeiteten – niederreißend (tearing down) und ohne Herrn Gorbatschow – “this wall”. Die Menschen applaudierten und riefen die Pickelnden “Mauerspechte”.
Was hat das nun mit dem grünen Fahrradstellplatzgelände zwischen Haus A und Haus C zu tun? Da wir ornithologisch betrachtet nur ein Fingerhütchen Bildung genossen haben, fragen wir uns, ob der Zaunspecht als solcher existiert und wie dieser wiederum mit dem “Unverzüglich” in Zusammenhang gebracht werden könnte …
Herzlichst
Frank Selig
04. Juli 2017