Perspektive 2020 – Campus Stein

Perspektive 2020 – Campus Stein

Anlässlich der Schulzusammenführung am 27. April hatte der Förderverein des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums am Abend auf dem Gelände vor Haus C, die meisten werden sich erinnern: dem ehemaligen Sportplatz, zu einem Empfang geladen. Gereicht wurden Sekt, Brezeln, Hausmusik, feierliche Worte zur Eröffnung des wunderbaren Neubaus auf dem Stein-Gelände, ein Rundgang durch die neuen Hallen, Erinnerungen an den mühevollen Weg dorthin, Reminiszenzen an die Zeit in der Filiale, dem alten Kant-Gymnasium, aber in fast (fast) allen Beiträgen stand eine Zielrichtung für die zukünftige Entwicklung unserer Schule auf der Agenda – Schlagwort: CAMPUS STEIN. Nur der Spandauer Bürgermeister, Herr Kleebank, hielt sich in seinem eloquenten Redebeitrag in diesem Punkt zurück.

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Campus Stein – worum geht es dabei?

Zunächst einmal sind alle mit dem Stein-Gymnasium verbandelten Akteure voller Freude über die Zusammenführung der Schule und Schüler auf dem Areal in der Galenstraße. Fünftklässler werden nun zusammen mit designierten Abiturienten in einem Gebäudeensemble unterrichtet. Die lästige und gefahrvolle Pendelei über den Falkenseer Platz entfällt zukünftig. Freude bereiten auch die rasante Baudurchführung des Modularen Ergänzungsbaus mit 24 Klassenräumen auf drei Fluren, die Entscheidung für die Längsausrichtung des Neubaus entlang der Galenstraße, die nicht unumstritten war, sowie die lichte Innenarchitektur und die nahezu komplette IT-Ausstattung der Räume.

In Annäherung vermitteln die beigefügten Fotos sicherlich aber auch, dass bislang erst eine Etappe einer längeren Rundfahrt absolviert ist: Der Schulhof wartet auf Gestaltung, die winzige Cafeteria, mit ein bis zwei Angestellten und ohne Sitzgelegenheiten ausgestattet, wird die Verpflegung einer Schule mit Ganztagsbetrieb und 800 Schülern nicht stemmen können, die kleine Sporthalle entspricht weitgehend den Standards, die an eine Turnhalle des Erbauungsjahres 1906 gestellt wurden. Das scheint allen Beteiligten klar zu sein, und so wurde im Rahmen des Planungsvorhabens ‘Neubau’ auch immer, wenn auch unter Finanzierunsgvorbehalt, darauf hingewiesen, dass dem Stein-Gymnasium das Gelände der ehemaligen Reiterstaffel der Polizei zugeschlagen werden würde, mit dem Planungsgedanken (oder -gespenst), dann würden sich die Probleme schon in Luft auflösen. In den Köpfen von Eltern, Kollegen und Schülern begann sich der Gedanke “Campus Stein” mit vielfältigen räumlichen, technischen, sozialen und schließlich auch pädagogischen Möglichkeiten einzunisten. Eine staatliche Schule mit Modellcharakter? Gedanklich waren die Beteiligten schnell dabei, das Stein-Gymnasium 2020 als eine moderne Schule mit der klassisch-griechischen Agora in Verbindung zu setzen. Aber ist dieser Gedanke erd- und realitätsverbunden?

Diese Frage ist zum jetzigen Zeitpunkt kaum zu beantworten. Lehrpersonal und Schüler stellen Forderungen, nicht immer in dieser harschen Form, aber sie melden zumindest Wünsche an. Am Stein-Gymnasium agiert hinzu seit vielen Jahren eine rege Elternvertretung, die mit Sachverstand, Eloquenz und Charme diese Wünsche evaluiert und zielgerichtet an Entscheidungsträger heranträgt, um somit die Grenzen vom Fiktionalen zum Möglichen und schließlich zum Machbaren zu verschieben.

In den folgenden Redebeiträgen und dem Diskurs zur Präsentation des Fördervereins kann sich nun der geneigte Leser selbst ein Bild zu der durchaus spannenden Deutung von fiktional-möglich-machbar zeichnen.

Ein ganz besonderer Tag
Sven Dartsch
Vorsitzender des Fördervereins

Ich darf Sie heute hier am Stein-Gymnasium im Namen der Schule, des Fördervereins, der Eltern und der Lehrer begrüßen. Ich freue mich, dass wir hier zusammen sein können; es ist halt ein Ereignis, das man nicht jeden Tag feiert, dass ein Schulgebäude eingeweiht wird. Es ist ein ganz besonderer Tag, der hat für mich sehr früh begonnen. Ich war heute Morgen schon beim Umzug der Schüler mit dabei. Die sind von der Carl-Schurz-Straße hier rüber gezogen im Pulk von rund 750 Schülern; das hat man gesehen, vor allem am Altstädter Ring, da hat es sich ein bisschen gestaut. Es ist aber auch der längste Tag an der Schule, den ich jemals erlebt habe, trotz Nachsitzen und allem, was dazugehört – auf einen ganzen Tag habe ich es noch nicht gebracht. Wir haben heute Morgen, wie gesagt, mit den Schülern schon den Weg hierher gemacht, 400 Luftballons sind in die Luft gestiegen, wir haben das rote Band durchschnitten, das machen wir heute Nachmittag nicht mehr. Die Schüler haben schon den ersten Unterricht im neuen Gebäude erlebt und waren durchweg begeistert von der Ausstattung des Gebäudes. Das hat richtig Spaß gemacht. 

Jetzt sehen wir aber auch hier auf dem Schulhof, so ein bisschen was ist noch zu tun. Die Grünflächen sind noch nicht wirklich grün, der Schulhof muss noch für 780 Schüler, wenn wir alle zusammenzählen, ein wenig hergerichtet werden, damit die Schüler Platz finden, vor allen Dingen auch für ganz neue Altersklassen, die vorher hier gar nicht waren. Wir fangen mit Zehnjährigen etwa an, und die Ältesten sind so um 18 Jahre alt. Das ist eine besondere Herausforderung, bei der man schauen muss, wo können die sich entsprechend bewegen. Es gab Anfang der Woche wohl einen Termin, bei dem eine Zusage gemacht wurde, dass noch einige tausend Euro zur Verfügung stehen, womit man hier etwas begrünen kann, den Schulhof gestalten kann. Gleich beim Rundgang haben wir eine Präsentation vorbereitet, da können Sie mal sehen, was Schüler und Eltern sich zusammen mit dem Senat ausgedacht haben, was man hier machen kann. Da gibt es tolle Ideen, wie man das Geld einsetzen kann.

Nach rund 42 Jahren wird die Schule vereint, hat nicht mehr zwei Standorte. Das ist ein ganz großer Mehrwert für eine Schule, wenn man allein bedenkt, was Schüler hin und her pendeln müssen, selbst die Fünf-Minuten-Pause ist so schnell vorbei – man hat gar nicht richtig Pause gemacht. Sehr schön, dass wir diesen Mehrwert hier an der Schule erleben dürfen. Wer könnte so etwas noch besser einschätzen als jemand, der selbst mal im Schulbetrieb tätig war, der eine Schule geleitet hat. Ich freue mich sehr, dass unser Bezirksbürgermeister auch heute hier ist und sicherlich auch noch ein paar Worte an uns richten möchte.

Ein Quantensprung für die Schule
Helmut Kleebank
Bürgermeister von Spandau

Das mache ich in der Tat sehr gerne. Zunächst mal ein Dankeschön an das Schulorchester. Ich finde, ihr habt uns toll aufgespielt – vielen Dank dafür! 

Ehrlich gesagt, wenn man so ein Schulgebäude plant, weiß man ja nicht so genau, wie es hinterher aussehen wird, und an dieser Stelle gab es ja die eine oder andere Auseinandersetzung mit der Denkmalpflege – insbesondere: Wie wird die Fassade? Es gab ja diverse Entwürfe dazu, und ich bin heilfroh, dass wir den Entwurf, der dabei festgelegt worden war, gekippt haben und jetzt diese Variante hier haben. Ich finde, sie fügt sich super ein. Frau Würger, wenn ich mal in Ihre Richtung schaue: Ich freue mich, dass wir auch Sie überzeugt haben. Frau Würger, ich begrüße Sie ganz herzlich von der Senatsverwaltung für Bildung. Sie ist, und ich sage es in Anführungszeichen, “mit Schuld” daran, dass es möglich ist, diese Gebäude zu bauen – also deswegen: schön, dass Sie heute hier sind.

Ich versuche es mal mit wenigen Sätzen einzuordnen. Das, was Sie hier sehen, ist einer der Bausteine, mit denen wir – Bezirk und Land – versuchen, Schulbau zu beschleunigen. Deswegen ist das, was Sie hier sehen, auch nicht 1:1 quasi an jeden anderen Ort transportierbar, sondern, wenn man schnell bauen will, muss man Dinge standardisieren. Dann kann man nicht jedes Detail extra und besonders und speziell und individuell planen, sondern dann muss man ein System entwickeln, bei dem man mit bestimmten Standards, mit bestimmten Festlegungen, an die man sich dann einfach halten muss, sonst geht es eben nicht schnell, sondern dann wird eben individuell geplant und gebaut. Deswegen eignen sich diese Gebäude, diese Typen insbesondere für Erweiterungen.

Ich bin schon gefragt worden, ob das nicht auch etwas für die Heinrich-Böll-Oberschule wäre. Nein, für die Heinrich Böll ist das nichts, denn dort muss eine ganze Schule neu gebaut werden – mit allen Funktionsräumen, mit allen Spezialräumen, mit allen Fachräumen, die eine Schule eben braucht, und die man, das werden Sie sehen, wenn Sie sich hier drin umschauen, eben hier nicht findet und die man hier auch so nicht darstellen kann. Deswegen ist so eine modulare Bauform eine geniale Idee in einer Zeit, in der wir ständig neue Unterrichtszüge öffnen, die Schulen, jedenfalls da, wo Flächen sind, erweitern und ertüchtigen müssen.

Das ist jetzt hier nicht das vordringliche Motiv gewesen, das ist mir auch klar. Hier geht es darum, die Schule an einem Standort zusammenzuführen, und ich bin genau wie Sie überzeugt, das ist ein Quantensprung für die Schule, auch wenn diese Einzelmaßnahme, das klingt jetzt ein bisschen relativierend, so ist es nicht gemeint, aber wenn natürlich diese Maßnahme ein Mosaikstein ist von einer ganzen Reihe von Maßnahmen, die zum kleineren Teil schon passiert sind, die zum größeren Teil noch passieren müssen. Und, dass nicht alles allen schnell genug geht, das ist mir auch völlig klar. Ich bin aber sicher, lieber Herr Verch, dass die Schule ganz ordentlich davon profitieren wird, das sehe ich genau, wie Sie es formuliert haben, dass sie jetzt an einem Standort zusammengezogen ist.

Ich freue mich, dass die Schulgemeinschaft davon profitiert und dass wir die nächsten Schritte auch weiterhin gemeinsam planen können. Der Senatsbeschluss von Anfang April hat ja noch einmal bekräftigt, dass die Partizipation, also die Mitwirkung der Schulgemeinschaft, der schulischen und der bezirklichen Öffentlichkeit, bei dem, was wir an Schulsanierungsmaßnahmen vorhaben, dass die eine ganz wichtige Rolle spielt. Das wird also auch weiterhin so sein. Ich sage allerdings vorsichtig in die Richtung aller Elternvertreter hier und derer, die in den bezirklichen Gremien aktiv sind: Wir müssen uns auch als Schulamt personell dafür ertüchtigen, denn diese Aufgabe, die wir jetzt vor uns haben, hatten wir seit – ich weiß nicht – zwanzig Jahren wahrscheinlich nicht, und dafür ist das Schulamt überhaupt nicht aufgestellt. Wir sind aber dabei! Wir haben schon erste personelle Vorkehrungen getroffen, die ersten Stellen jetzt schon besetzt, andere Ausschreibungen werden vorbereitet. Ich erwarte eigentlich morgen und in den kommenden Wochen nochmal ein großes Paket für Spandau, wahrscheinlich immerhin über 200 Mio. Euro für die kommenden zehn Jahre, zuzüglich der Schulneubauten. Ich denke, dass wir das alles packen werden.

So viel vielleicht von mir. Ich freue mich, dass ihr tolle neue Unterrichtsräume dazubekommen habt. Ich bin sicher, ihr werdet sie mit Leben erfüllen, denn darum geht es – Leben in die Bude zu bringen. Und ich bin sicher, dass die Lehrerinnen und Lehrer da eine gute bis sehr gute Voraussetzung finden. Ich glaube auch, Smartboards überall, oder – war das nicht so? Der Bau ist flächendeckend mit Smartboards ausgestattet. Das ist übrigens nicht die Grundausstattung dieser Gebäude. Dafür hat das Schulamt dann noch mal gesorgt, damit wir in dieser Hinsicht auf dem aktuellen Stand sind. Also, in diesem Sinne: Alles Gute!

Ich freue mich sehr, dass Sie alle da sind. Dankeschön.

Campus Stein I – Die Vision des Arbeitskreises Campus Stein

Nach einem kleinen Rundgang durch den Neubau entwickelte Herr Dartsch aus Perspektive des rührigen Fördervereins, engagierter Schüler, Eltern und Kollegen in einer Power-Point-Vision  wünschenswerte zeitnah folgende Schritte zur Etablierung eines Campus Stein. Da wäre zunächst die Umsetzung der Schulhofgestaltung, wie sie von Schülern, Eltern, Kollegen in Zusammenarbeit mit dem Gartenbauarchitekten Manfred Dietzen von “Grün macht Schule” erstellt worden ist. Der Neubau erfülle natürlich die räumlichen Anforderungen, gleichfalls sei eine Schule ohne Schulhof, besonders für die jüngeren Schüler, nicht denkbar. Gerade die Kinder der 5., 6. und 7. Klassen bräuchten Raum für Bewegung. Von besonderer Bedeutung neben den bereits aufgestellten Tischtennisplatten sei ihm deswegen die Anlage zweier Mini-Sportplätze am Rande der Galenstraße analog den Ballspielfeldern in der ehemaligen Filiale. Ebenso unabdingbar sei die Einrichtung einer Mensa. Bei diesem Thema riskierte der visionäre Fördervereinsvorstand schon mal einen Blick über die rote Backsteinmauer auf das ehemalige Gelände der Polizei-Reiterstaffel: In der Reithalle könnten Kunst und Musik, hinzu auch Darstellendes Spiel Raum für künstlerische Begegnungen finden,  die Stallungen könnten für Lagermöglichkeiten genutzt werden, im ehemaligen Verwaltungsgebäude könnte ein Medienzentrum einziehen, das sich vor allem die Schüler wünschen würden. Für den östlichen Außenrand des Geländes am Altstädter Ring hatte Herr Dartsch ein großzügig dimensioniertes Gebäude in die Luftbild-Vision montiert: Hier könnte eine Sechs- oder Achtfachsporthalle entstehen und vor dieser wäre auf dem alten Reitplatz aus Elternsicht ein Sportplatz denkbar und wünschenswert.

Campus Stein: Väter vor roter Backsteinmauer.

Der Einwurf des Bürgermeisters

An diesem Punkt hielt es den Spandauer Bürgermeister nicht mehr auf seinem weitgehend kippelresistenten blauen Schülerstuhl. “Also, hier muss ich jetzt doch mal was zu sagen.” Herr Kleebank räumte die Nützlichkeit visionärer Gedankensprünge ein, äußerte jedoch starke Zweifel an der entsprechenden Umsetzbarkeit in der Realität. Schließlich gäbe es einen begrenzten Haushalt und eine Umsetzung der vom Förderverein vorgeschlagenen Vision sei nicht vorstellbar. “Eine Halle dieser Dimension ist nicht finanzierbar, dafür bekomme ich keine Mehrheiten.” Er fuhr fort: Man könne eine Schule entsprechend vorstellbarer Wünsche auch überdimensionieren, dann sei sie vor allem eins – teuer! Denkbar sei auf dem Reitergelände in unmittelbarer Nähe zum Altstädter Ring eine Dreifach-Typensporthalle, gegebenenfalls mit ausziehbarer Publikums-Tribüne. Hierbei müssten natürlich auch die Bedürfnisse der Vereine Berücksichtigung finden. Bis 2019/2020 könnte solch ein Bauvorhaben in die Realität umgesetzt werden. Was die Tagesverpflegung der Schüler betreffe, so lägen in der Schublade ja Pläne, die Teile der alten Schulturnhalle für eine Mensanutzung vorsähen.

Campus Stein II – Ein neues Kapitel
Leon Hanschmann, 2. Semester
Schülersprecher

Für mich gehört die Dependance zu unserer Schule. Meine Generation von Schülern kennt es nicht anders. Ein Neubau auf dem Sportplatz – aber doch bestimmt nicht vor 2030! Und Nun stehen wir hier bei der Einweihungsfeier des Gebäudes, das viele Schülergenerationen prägen wird.”

Liebe Schüler, liebe Eltern, liebe Mitglieder und Freunde des Fördervereins, sehr geehrter Herr Kleebank, auch wenn Sie mittlerweile gegangen sind!

Die Filialzeit war eine schöne Zeit – auch wenn man im Nachhinein alles idealisiert. Keine Frage – perfekt war es nicht! So wurde ich oft gefragt, wie es denn so sei – auf dem “Kant”-Gymnasium. Nun ja, dazu muss man wissen, dass die Dependance ursprünglich zu eben jenem Gymnasium gehörte. Nach dem Wechsel wurden zwar die Buchstaben vom Eingang des Gebäudes entfernt, die Umrisse sind aber klar und deutlich bis heute erkennbar. Gestört hat es keinen. Nur ich habe mich ab und zu wie ein Abtrünniger gefühlt. In der Dependance Unterricht zu haben bedeutete manchmal, sich auch in das gefährliche Terrain des Hauptgebäudes vorwagen zu müssen. Professionell geplant wurden die Pausen, in denen man das Gebäude wechseln sollte. Sie wurden natürlich nicht entsprechend verlängert. Das bedeutete nicht selten, dass man von einem Gebäude in das andere hetzen musste. Dafür konnte man es manchmal aber auch als Ausrede für’s Zuspätkommen benutzen.

Die Zeit in der Dependance war eine Phase des Heranreifens, in der man wohl behütet seinen Vorlieben nachgehen konnte, ohne von lauter fast Erwachsenen begrüßt zu werden, wo man nicht genau wusste, ob man es mit einem Oberstufenschüler zu tun hatte oder doch mit einem Referendar im ersten Lehrjahr. Irgendwann fieberten wir dem Tag entgegen, wo wir endlich zu den Großen gehören sollten, zu den Coolen, nur um dann, im Hauptgebäude angekommen, feststellen zu müssen, dass man wieder zu den Kleinen zählte. Wenn ich heute an die Zeit in der Dependance denke, dann habe ich natürlich auch die ganz großen Ausnahmen vor Augen, wo wir unsere Hausaufgaben mal schnell noch morgens auf der Tischtennisplatte gemacht haben. Nein, vor allem erinnere ich mich an die vielen Freundschaften, die ich in diesem Gebäude geschlossen habe.” 
Heute startet ein neues Kapitel, der Wechselbetrieb ist zu Ende. Das Gebäude C öffnet seine Türen. Die Dependance, deren Namen sich bestimmt ein Französisch-Lehrer ausgedacht hat, wird ersetzt durch den Buchstaben ‘C’. Da müssten wir auf jeden Fall noch nachbessern. Nein, ‘Modularer Ergänzungsbau’ ist keine Alternative, denn: Das Gebäude kann sich sehen lassen. Es öffnet viele neue Türen. Versehen mit einer modernen IT-Ausstattung und Gruppen-Arbeitsräumen verfügt es über alles, was die Träume eines jeden Lehrers wahr werden lässt.

So wie wir beim Namen noch nachbessern müssen, gibt es sonst noch einiges zu tun. Der Schulhof hinter dem Haus C ist momentan eine Fläche aus verdichteten Überresten des Fundaments des Sportplatzes. Die Ausstattung mit Bänken und mit Tischtennisplatten von der Dependance ist nur notdürftig. Ganz egal, ob Pläne existieren, in der Zukunft die angrenzende Reiterstaffel der Schule zur Verfügung zu stellen, die jetzige Situation kann keine Interimslösung sein. Wir brauchen die Umsetzung existierender Konzepte, die die Interessen gerade jüngerer Schülerinnen und Schüler berücksichtigen. Was die Dependance für viele Jahrgänge bedeutete, das soll auch das neue Gebäude C werden.

Ich für meinen Teil habe die Tischtennisplatten entdeckt, meine Hausaufgaben sind also gerettet.
Vielen Dank.

Campus Stein III – Ein Riesensprung für das Stein-Gymnasium, aber …
Axel Schwope
Sprecher der GEV

Ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein Riesensprung für das Steingymnasium.
In klitzekleiner Abänderung des berühmten Satzes von Neil Armstrong, als er seinen Fuß auf die Mondoberfläche setzte,
‚That’s one small step for a man, one giant leap for mankind’,
darf ich nun als Sprecher der Elternschaft dieser Schule mein Grußwort zur Einweihung des MEB24 (Haus C) an Sie richten. Die Anleihe beim berühmten Vorbild unterstreicht einfach die Wichtigkeit des Ereignisses für diese Schule auch aus Elternsicht.

Wir Eltern danken den Entscheidungs- und Verantwortungsträgern im Land und im Bezirk, dass nun realisiert werden konnte, wofür Jahre und Jahrzehnte gedacht, geplant, gestritten und worauf gehofft wurde.  Wir sind den Menschen dankbar, die das Geplante dann auch wirklich umgesetzt haben (und das schließt von Referatsleiterinnen im Senat bis zu Sachbearbeiterinnen im Bezirk, von den Planern und Machern bei den beteiligten Firmen alle ein).

Als es vor einigen Jahren konkreter wurde mit den Planungen zum MEB, hörte ich von Eltern durchaus auch kritische Fragen: Finden wir das wirklich schick, unsere Kinder jahrelang auf einer Schulbaustelle unterrichten zu lassen? Wir können uns doch lebhaft ausmalen, welcher Lärm und welcher Dreck das Schulleben in dieser Zeit beeinträchtigt. Vor diesem Hintergrund ist die zügige, pünktliche und weitgehend emissionsfreie Erstellung des Hauses C eine absolut respektable Leistung. Chapeau! Und vielleicht darf und muss sogar einmal laut festgestellt werden: Das Land Berlin hat gebaut und es wurden weder der Zeit- und wohl auch nicht der Kostenrahmen überschritten.

Als es dann vor einigen Jahren konkreter wurde mit den Planungen für einen Neubau, und auch das darf heute wohl erwähnt werden, ging ja nicht gleich alles glatt (also hier der Plan, da das Geld, dort die Baufirma, fertig. Fertige Entwicklungspläne mussten schlicht und einfach beerdigt werden und man fing bei Null an. Bange Fragen plagten uns. Wird das überhaupt was? Und wenn ja wann? Werden wir das noch erleben? (Eltern haben ja doch eine überschaubare Halbwertszeit an einer Schule). In dieser Zeit haben wir begonnen, uns einzumischen. Und ja, ich kann mir vorstellen, dass unser Fragen, unser Drängen, unser Nachsetzen, nennen wir es kurz unser Interesse, nicht immer nur ungeteilte Freude und Begeisterung auf der Partnerseite, sei es im Bezirk oder im Land, hervorgerufen haben. Umso schöner, dass das Ding nun heute da steht und dass es gut geworden ist. Wir sind zufrieden. Danke für offene Ohren und für Unterstützung auf Ihrer Seite. Danke für die gute, ja exzellente technische Ausstattung des Gebäudes.

Unser Respekt, unsere Dankbarkeit gilt auch dem Kollegium dieser Schule, das den Umzug mal eben so nebenher miterledigen musste (Zitat Herr Selig: Abitur und Umzug passen irgendwie nicht so recht zusammen).

Lassen Sie mich mit einem weiteren, vielleicht etwas zu groß entworfenen, Bild schließen. Das, was hier passiert und passiert ist, gleicht einer Bergbesteigung. Unser Ziel ist der Gipfel, und der heißt in diesem Fall Eiger (wir haben uns eben keinen Hasenhügel ausgesucht). Und natürlich soll es durch die Nordwand gehen. Und nicht in Zweierseilschaft, sondern als Riesenexpedition (mit allem drumherum wie Expeditionsleitung, Logistik und Versorgung, Öffentlichkeitsarbeit, uswusf). Mit der Einweihung des Hauses C haben wir den Gipfel …. noch lange nicht erreicht. Der heißt nämlich Campus Stein. Mit der Einweihung des MEB haben wir gerade erst den Hinterstoisser-Quergang passiert. Da wurde das Seil, das eine Rückkehr ermöglichte, abgezogen. Ab dort geht es nur noch nach oben. Wir machen hier ein erstes Biwak in der Wand (nein, es ist nicht das Todesbiwak). Auf uns warten aber noch einige Schlüsselstellen. Da sind das Schwalbennest, das Bügeleisen, die Rampe, der Götterquergang, die Spinne, die Ausstiegsrisse bevor wir über das Gipfeleisfeld schließlich den höchsten Punkt erreichen. Auf der Schulexpedition heißen diese Stationen, Schulhof, Mensa, Sporthalle, Lagerhaus, Art-House, vieles davon zu errichten auf dem Gelände der ehemaligen Reiterstaffel. Mit Freude haben wir vernommen, dass die Expedition noch in diesem Jahr wieder Fahrt aufnimmt Richtung Schulhofgestaltung.

Auf geht’s, Hals- und Beinbruch, und den Schülern und Lehrern in diesem Gebäude viel Freude und gutes Gelingen!

Campus Stein IV – Zusammen und gemeinsam
Norbert Verch
Schulleiter

Sehr geehrte Gäste,
ich werde nie wieder als Letzter reden. Mir fehlt heute Abend vermutlich die Flexibilität, um gänzlich Neues zu sagen. Vieles, von dem, was ich jetzt hier ansprechen werde, haben wir heute Abend schon gehört. Möglicherweise gibt es aber doch die eine oder andere Betonung bzw. Schwerpunktsetzung. 

Sehr geehrte Gäste, ich freue mich, dass Sie zu diesem Empfang gekommen sind. Neben den schon begrüßten Vertretern unseres Bezirkes und der Begrüßung von Frau Würger, möchte ich mich ganz herzlich bedanken, dass Frau Lehmann, unsere Referatsleiterin, heute Abend zu uns gekommen ist und dass auch von unserem großen Kooperationspartner, der Humboldt-Universität, Herr Professor Kipp, heute zu unseren Gästen gehört. Vielen Dank.

“Berlin baut” – auch dieses Motto haben Sie heute schon gehört – steht auch für die Errichtung der Modularen Ergänzungsbauten, und dieses Motto “Berlin baut” stand auch auf einem großen Baustellenschild an dieser Baustelle. So manchen Morgen gab es recht eigenartige Gesichtsausdrücke unserer Kollegen und Kolleginnen, und hinter diesen Gesichtsausdrücken standen Fragen wie: ‘Schaffen die das wirklich?’, ‘Werden die jemals fertig?’ Meine Vorredner wiesen schon darauf hin, und das ist eine großartige Leistung aller an dieser Baumaßnahme Beteiligten, dass wir nicht nur wie avisiert fertig geworden sind, sondern dass ca. noch zwei, zweieinhalb Wochen früher, nämlich am 10. März, dieses Gebäude dem Schulträger und somit der Schule übergeben worden ist. Für diese großartige Leistung möchte ich mich ganz herzlich bei dem Team von Frau Würger, bei dem Team von Herrn Lange, das ist ihr Partner in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, und den bezirklichen Entscheidern und Unterstützern sowie den Baufirmen bedanken.

Frau Würger ist auch in meiner Erinnerung die Kollegin in der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft, die dafür gesorgt hat oder zumindest einen wesentlichen Anteil daran hat, dass dieses Gebäude so steht, wie es steht. Als wir vor gut einem Jahr einen Lokaltermin hatten, um die letzte Entscheidung zur Standortfestlegung zu treffen, stellte sich sehr schnell heraus, dass es eigentlich ein Treffen wird, um eine Standortentscheidung mitzuteilen. Der Bezirk hatte nämlich damals bereits entschieden, ohne die Schule letztendlich noch einmal anzuhören bzw. die letzte Entscheidung der Schule berücksichtigen, dass es hier einen Querriegel gibt. Als sich die Bezirksgemüter bei der Frage Quer- oder Längsriegel, weil wir uns versuchten durchzusetzen, so langsam erhitzten, war es Frau Würger, die deutlich darauf hinwies, dass es für diesen Standort nur eine sinnvolle Lösung geben kann, nämlich diesen Längsriegel parallel zur Galenstraße. Der wurde dann auch letztlich gebaut.

Mit dem heutigen Tag endet eine schulische Ära. 42 Jahre der Trennung sind beendet, und diese Schule findet jetzt hier zusammen und gemeinsam statt. Ein weiteres Problem, das diese 42 Jahre bestimmt hat, ist die Raumfrage und zwar die Klassenraumfrage. Alle Kolleginnen und Kollegen, viele Schüler, viele Eltern kennen unsere kleinsten Klassenräume, die es in der Filiale bzw. auch im Hauptgebäude gibt. Diese Räume, diese Klassenräume haben eine Grundfläche von etwa 30 Quadratmetern. Alle Räume hier haben 60 bzw. 61 Quadratmeter. Also das Problem Klassenraum ist definitiv gelöst.

Diese 42 Jahre Trennung und die damit verbundenen schulorganisatorischen Herausforderungen, die Belastung, insbesondere auch für das Kollegium, grenzten mittlerweile auch fast schon an eine Verletzung der Fürsorgepflicht. Es ist eigentlich kaum verständlich, kaum nachvollziehbar, warum der Bezirk eine Schule 42 Jahre so laufen lässt. Gut – das ist Geschichte.

Ich möchte noch einmal auf den Aspekt Raum zurückkommen. Unser Klassen- und Gruppenraumproblem ist gelöst. Andere Standortprobleme bleiben erhalten. Ich möchte hier einige Beispiele nennen. Die sind teilweise heute schon angesprochen worden.
 
Unser Schulsport wird an sieben Standorten in Spandau durchgeführt, unter anderem auch in unserer Sporthalle. Diese Sporthalle hat eine Grundfläche von ca. 165 Quadratmetern, das ist in etwa die Größe eines Volleyballfeldes. In Spitzenzeiten findet hier Sportunterricht mit zwei Klassen statt, also mit 60 Schülerinnen und Schülern.
 
Ein zweites Problem: Wir haben keine qualifizierte Imbissversorgung – ich nehme hier gar nicht umfänglich den Begriff ‘Mensa’ in den Mund – und zurzeit stellt sich das besonders schwierig dar, auch nur in Ansätzen eine gute Improvisation einer Imbissversorgung für ca. 800 Schülerinnen und Schüler hier am Standort aufzubauen, ganz zu schweigen von der Frage, ob alles das, was wir heute zur Standortentwicklung gehört haben, vor 2020 überhaupt realisiert werden kann.

Einer unser improvisierten Computerräume im Souterrainbereich unserer Schule befindet sich zwischen zwei Feuchtbiotopen, nämlich den angrenzenden feuchten Kellerräumen.
 
Die Schulkonferenz des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums hat 2012 erstmalig den Antrag gestellt, Ganztagsschule zu werden. Das ist ein Konzept für eine besondere Schulentwicklung. Aufgrund unserer Raumsituation, ich meine jetzt hier nicht Klassenraumsituation, können wir letztlich diese Antragstellung nicht mit Leben erfüllen, sondern sind immer noch vier, fünf Jahre nach der Urantragstellung in dieser Standortproblematik gefangen.

Umso problematischer ist es, dass neben den Äußerungen, die Herr Kleebank heute zum Beispiel stellvertretend für die Standortentwicklung formulierte, es offensichtlich auch in jüngster Zeit  im Bezirk immer wieder oder auch neue Kräfte gibt, die mit der Fertigstellung dieses Gebäudes die Standortentwicklung mehr oder weniger für abgeschlossen halten und die schulische Nutzung des Geländes der Reiterstaffel zumindest versuchen neu zu denken. Diesen Kräften sagte ich bereits, oder einigen dieser Interessengruppen, und werde das auch zukünftig sagen, wenn sich deren Ideen durchsetzen, beenden sie, verhindern sie die begonnene Standort- und Schulentwicklung dieses Gymnasiums. Wir brauchen, um dieses zu verhindern, die Unterstützung aller – die Unterstützung von Ihnen!

Nun zurück zum Modularen Ergänzungsbau, zum Haus C. Das Haus steht. Heute sind die Schüler und Schülerinnen nach einem Umzug und mit einem gemeinsamen Frühstück hier eingezogen. Sie haben an den 400 Luftballons, die in den Himmel Spandaus gestiegen sind, ihre Wünsche und Grüße angehangen und sind mit Freude in diesem Gebäude angekommen. Ich möchte mich bei allen an diesem Projekt Beteiligten, bei unseren sehr engagierten ElternvertreterInnen und SchülervertreterInnen und Kollegen und Kolleginnen bedanken. Vor allen Dingen möchte ich mich bei unseren Kolleginnen und Kollegen bedanken, die, und das klang hier auch bei Herrn Schwope schon an, neben dem MSA, neben dem Abitur und den Alltagsaufgaben in kürzester Zeit und sehr effizient den Umzug realisiert haben und hier auch nochmal ein zusätzliches und hohes Engagement gezeigt haben. Vielen Dank! Es ist mitunter – auch anstrengend, aber es macht Spaß mit Ihnen hier zusammenzuarbeiten. 

Vielen Dank und herzlich willkommen in Haus C!

Haus C

 

Campus Stein V – Wir schauen optimistisch nach vorn

Geneigter Leser, nachdem Sie sich nun ein umfassendes Bild zum Stand der Dinge – genannt Campus Stein – machen konnten, wird in Ihnen vielleicht der Gedanke aufkeimen “Man müsste …” Ja, eben dieser Meinung sind wir auch und entbinden den Konjunktiv seines Amtes und formulieren: “Man muss!” Wir – Schüler, Lehrer, Eltern – wünschen uns rege Teilnahme am Diskurs Campus Stein. Unterstützung in jeglicher Form ist willkommen, damit die Idee in die Wirklichkeit umgesetzt werden kann. Und – Satzbeginn mangelhaft – Bürgermeister Kleebank formuliert es – die jungen Leute sollen “Leben in die Bude bringen”, denn darum ginge es. Wir fügen hinzu: Es geht darum, Leben auf den Campus Stein zu bringen! Engagiert und politisch ist unsere Schülervertretung und – charmant sind die Schüler sowieso. Get up!

Leben auf den Campus bringen!

Ein Blick in die Presse:

Video auf Spandau TV
Spandauer Volksblatt vom 07.02.2017
Berliner Morgenpost vom 24.04.2017
Pressemitteilung des Bezirksamts Spandau vom 27.04.2017
Spandauer Volksblatt (KW 21) vom 24.05.2017, Seite 11

Redaktion, Text & Fotos: Frank Selig, 02. Mai 2017
Ergänzt am 25. Mai 2017