Gedanken von Eltern für Eltern zum Übergang nach der Klasse 4 aufs Gymnasium

(Ergänzt bzw. kommentiert von Angela Hartmann, Chemie- und Deutschlehrerin, die sich mit ihren Kollegeginnen seit Jahren am Steingymnasium als Klassen- und Fachlehrerin  der „Kleinen“ annimmt.)

Warum wir uns entschlossen haben?
Bei beiden Töchtern war es so, dass sie sich im Unterricht gelangweilt haben und von Anfang an gute Noten hatten.
Sie konnten beide selbstständig arbeiten und ihre benötigten Dinge organisieren.
Bei der kleineren Tochter kam ein schlechtes Klassenklima hinzu. Eine Veränderung war dringend nötig und der Weg aufs Gymnasium damit geebnet. Das sollte nicht als Schelte für die Grundschulen verstanden werden. Die Schülerklientel, mit denen die Grundschulkollegen umgehen müssen, ist so weit gefächert, dass sie eine entsprechende Förderung der guten Schüler oft zurückstellen müssen.Es war uns auch wichtig, dass das Kind das Lernen lernt, bevor die Pubertät einsetzt.
Der Wechsel zur 7.Klasse findet in einem Alter statt, wo oftmals viele Dinge den Kindern wichtiger erscheinen, als die Schule.Es ist unglaublich, welchen Lernerfolg man in Klasse 5/6 erzielen kann, wenn die Kinder noch lernfreudig sind.


Wie breit sind die Angebote von AG`s bis hin zu den Oberschulkursen?
Wir bieten ein breitgefächertes Angebot an AG´s für die Zeit nach dem Unterricht. Um auch in der Oberschule ein vielseitiges Kursangebot bieten zu können, kooperieren wir mit dem Kantgymnasium und mit dem Lily-Braun-Gymnasium.


Wird das Kind den Aufnahmetest bestehen?
Dazu haben wir uns viele Gedanken gemacht und im Vorfeld bei der ersten Tochter sogar Übungen durchgeführt.
Aber das ist überhaupt nicht notwendig, denn es kommt nicht darauf an, wie gut das Kind rechnen kann, sondern darauf, dass es sinnergreifend lesen kann und die gestellten Aufgaben gut versteht und bestmöglich versucht umzusetzen.

Es gibt nichts, was man üben kann – aber man kann das Kind immer wieder in seinen Fähigkeiten bestärken, damit es genug Selbstvertrauen hat.

 

Ja, das ist genau richtig! Wichtig ist ja beim Test auch, dass ihr Kind nicht verzweifelt, sondern zur nächsten Aufgabe übergeht, wenn es eine Aufgabenstellung nicht versteht oder nicht beantworten kann.


Wird es bis spät lernen oder Hausausaufgaben machen müssen?
Es liegt wohl in der Natur der Sache, dass dem einen Kind mehr Deutsch und dem anderen Kind mehr Mathe liegt, aber bis spät in den Abend musste keiner meiner Töchter lernen oder Hausaufgaben machen.

Das ist ja in diesem Alter auch gar nicht kindgerecht. Natürlich müssen die Kinder auch zu Hause mehr erledigen. Es gibt regelmäßig Hausaufgaben in einem angemessenen Umfang. Das sind die meisten Kinder nicht gewöhnt. Das ist eine Umstellung für die Kinder und auch für die Eltern, denn manche Kinder brauchen anfangs Unterstützung. Aber haben Sie keine Sorge, wir holen die Kinder da ab, wo sie bei uns ankommen und lassen Ihnen auch Zeit, sich an das Hausarbeitspensum zu gewöhnen.


Wie verhält es sich mit den großen Altersunterschieden im Schulalltag?
Es hat sich herausgestellt, dass es überhaupt keine Probleme zwischen den Jungen und Abiturenten im Alltag gibt.

Naja, das muss ich etwas relativieren: Die Großen nervt es schon manchmal, wenn die Kleinen zwischen ihren Gesprächsgruppen Fangen spielen. Aber dann machen sie eine freundliche, aber „klare“ Ansage und die Kleinen ziehen sich auf den anderen Teil unseres schönen, sehr großen Schulhofes ohne Groll zurück. Es hat sich einfach durch die unterschiedlichen Bedürfnisse bzgl. der Pausengestaltung von allein ergeben, dass der Schulhof altersmäßig etwas aufgeteilt ist.


Kann das Kind weiter seinem Sport nachgehen?
Meine Töchter haben ihr Vereinstraining 2x die Woche weiterhin ohne Probleme durchführen können.

Natürlich ist es ganz wichtig, dass die Kopfarbeit Ihrer Kinder auch einen Gegenpol findet. Es kann durchaus sein, dass man in der ersten Zeit der Eingewöhnung die außerschulischen Aktivitäten vielleicht etwas einschränken sollte, aber prinzipiell sollen die Schüler denen auch weiter nachgehen können.


Gibt es eine Hausaufgabenbetreuung?
Nein, gibt es nicht, denn die Schule endet ohne anschließende Betreuung vor Ort.

Die Stadtbücherei bietet in „normalen“ Zeiten eine offene Hausarbeitsbetreuung an.


Gibt es Mittagessen?
Gesetzlich ist ein kostenfreies Mittagessen für die 5. und 6.Klasse vorgesehen.
Aktuell gibt es kein Mittagessen an unserer Schule, da die räumlichen Gegebenheiten es coronabedingt nicht zulassen.

Wir haben es trotz misslicher räumlicher Gegebenheiten  organisiert, dass die Kinder der 5.u.6. Klassen im letzten Schuljahr ein Mittagsessen bekommen haben. Die meisten Kinder haben es dankbar angenommen. Unsere Schule hat z.Zt. noch keine Mensa. Sie ist uns aber zeitnah zugesagt. Alle Gremien der Schule kümmern sich darum.


Was ist, wenn das Probejahr nicht bestanden wird?
Aufgrund des Testes und unseren Auswahlkriterien haben in den letzten Jahren alle Kinder das Probejahr bestanden.


Ganz wichtig ! Will mein Kind das wirklich?
Ja, das ist wirklich sehr wichtig! Natürlich können Sie als Eltern auf Ihr Kind einwirken, wenn Sie glauben, dass es das Richtige für Ihr Kind ist. Das sollten Sie auch, denn die Kinder haben ja noch keinen Überblick über die Zusammenhänge.

Wenn ihr Kind z.B. ganz klar sagt, ich will bei meinen Freundinnen oder Freunden in meiner alten Klasse bleiben, und es auch keine Bereitschaft zeigt, sich auf ein „Ausprobieren“ einzulassen, ist nach meinen Erfahrungen der Schulwechsel nicht von Erfolg gekrönt. Aber die meisten Kinder freuen sich ja auf einen Neuanfang, weil sie in ihren alten Grundschulklassen aufgrund ihrer guten Leistungen bei den Klassenkameraden nicht immer besonders beliebt waren.