Schüler Keykavous Kamangar berichtet über Literaturfestival

Schüler Keykavous Kamangar berichtet über Literaturfestival

Zwei Besuche beim Internationalen Literaturfestival Berlin 2014

 

Ein Bericht von Keykavous Kamangar

Um ehrlich zu sein, war ich zunächst von der Idee nicht sonderlich begeistert, die Vorstellung des Buches More Than This von Patrick Ness (welches wir im Rahmen des Englisch-Unterrichtes gelesen haben) zu besuchen, da ich mir so eine Veranstaltung ziemlich langweilig vorgestellt hatte.

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Zu meiner Überraschung hatte ich mich getäuscht!

Patrick Ness als solcher ist ein unglaublich sympathischer und lustiger Mensch, mit einer sehr tiefgründigen Message. Mit seiner Rede eröffnete am 10.09.2014 das Internationale Literaturfestival 2014 im Haus der Berliner Festspiele in Wilmersdorf.

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Er las aus dem Anfang des ersten Kapitels seines Buches und begann ein Gespräch über die Figuren und die Parallelen zu seinem Leben. Ness selbst ist, wie der Protagonist des Buches, homosexuell und macht auch kein großes Geheimnis daraus. Er sprach mit uns darüber, wie schwer Menschen es generell haben können, aber insbesondere als Jugendliche, die sich anders fühlen als die anderen. Er erzählte uns einige lustige Anekdoten aus seinem Leben. Aber er redete auch von Ängsten und Trauer. Wie wir alle wissen, gehört Trauer zum Leben dazu und Ness stellte dar, dass jeder Teenager oder Mensch als solches in Momenten der Trauer eine Stimme hat, die gehört werden muss.

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Im Anschluss an seine Rede, die äußerst berührend war, die Lesung und das folgende moderierte Gespräch konnten wir auch noch unsere Bücher signieren lassen und einige Fotos machen.

Ishmael Beah, dessen Lesung wir eine Woche später am Wandertag, am 16.09., besuchten, ist ein ehemaliger Kindersoldat, der im Bürgerkrieg in Sierra Leone auf tragische Weise seine Familie verlor, sich einem Söldnertrupp anschloss und sich selber in einer nicht enden wollenden Spirale von Gewalt wiederfand. In seinem Buch A Long Way Gone schildert er auf knapp 250 Seiten seine prägenden, emotional aufrüttelnden Erlebnisse.

Auch er las einige Stellen aus seinem Buch vor, zum Teil sehr detaillierte Beschreibung von den furchtbaren Erfahrungen, die er machen musste, und ausnahmslos jeder im Saal war wie paralysiert und hörte, was Beah zu sagen hatte. Nach den Auszügen begann ein Gespräch mit ihm, in welchem er seine Dankbarkeit zu seiner Adoptivmutter betonte, einer Geschichtenerzählerin, die er in den USA kennenlernte.

Zu meinem Erstaunen wurde vor allem deutlich, dass Beah ein positives Menschenbild hat und dass er – obwohl er gesehen hat, wozu Menschen unter gewissen Bedingungen fähig sind – glaubt, dass Menschen im Kern gut sind. Es folgten noch einige Fragen, worauf wir dann noch ein persönliches Gespräch anfangen konnten und unsere Bücher signieren lassen durften.

Wie bereits gesagt, war ich von der Idee, das Literaturfestival zu besuchen, anfangs nicht unbedingt begeistert, um es milde auszudrücken, aber ich kann, glaube ich, für alle Zuschauer sagen, dass es nicht nur interessanter als gedacht war, sondern auch Tiefgang hatte und zum Nachdenken anregte.

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Vor allem das Gespräch mit Ishmael Beah ließ mich nicht kalt und, wie viele andere, ließ mich das Erfahrene etwas dankbarer für meine Lebenssituation sein, indem es mir verdeutlichte, dass meine vermeintlichen „Probleme“ Luxusprobleme sind. Insgesamt kann ich jedem nur nahe legen, das Literaturfestival zu besuchen, da ich dort definitiv positive Erfahrungen sammeln konnte, und auch gegebenenfalls außerschulisch dieses Event besuchen würde.

Text: Keykavous Kamangar, 3. Semester, LK-Englisch von Frau Perick

Fotos: Frau Perick